erst Misserfolg, dann richtige Schulstufe?
Eine Aufnahme in die falsche Schulstufe und die nachträgliche Korrektur durch Wechsel in die nächstniedrigere Schulstufe, also in den Vorschullehrplan, führt dazu, dass
1. über Wochen oder Monate hindurch eine Überforderung durch Anwendung des falschen Lehrplans erfolgt,
2. der Wechsel in den Vorschullehrplan als Misserfolg erlebt wird bzw. einen "Rückschritt" bedeutet,
3. im folgenden Schuljahr sein Unterricht in einer Schulstufe beginnt, die das Kind bei seinem Start ins Schulleben schon hatte, was in der Regel nur "Sitzenbleibern" widerfährt.
Auch wenn man die Problematik Klasse - Schulstufe beiseite lässt bzw. in den Griff bekommt, muss ein möglichst "passgenauer" Schulstart das Ziel sein.
Folgende Vorgangsweise wäre stimmiger:
Weil Kinder ohnedies während des Unterrichtsjahres die Schulstufe wechseln können, sollten bei all jenen Kindern, bei denen (auch nur geringe) Zweifel bestehen, ob sie die Schulreife besitzen, die Feststellung der Schulreife auf "nicht schulreif" erfolgen, sodass sie in die Vorschulstufe aufgenommen werden dürfen. Von dieser Stufe aus können sie dann im Falle einer "Fehlentscheidung" oder nach Entwicklungssprüngen - gegebenenfalls auch schon bald nach Schulbeginn- in die nächsthöhere Schulstufe (erste Schulstufe) wechseln. Dies würde als Aufstieg / Erfolg statt als Abstieg / Misserfolg erlebt werden.
Diesen Weg halte ich für kinderfreundlicher.
Ilse Schmid
Siehe auch
Feststellung der Schulreife - Wechsel der Schulstufen - Vorschulklassen : Elternbrief Dez.2015
Ein "Dauerbrenner": viele Infos bereits auf Vorgänger-HP elternbrief.at
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Feststellung der Schulreife - Wechsel der Schulstufe
Mittwoch, 17. Februar 2016 00:00Der Gesetzgeber will, dass die Kinder einen ihrem Entwicklungsstand entsprechenden Unterricht erhalten.
Zahlreiche gesetzliche Bestimmungen sollen eine frühzeitige Bereitstellung treffsicherer Fördermaßnahmen gewährleisten und wenn erforderlich einen Wechsel der Schulstufe ermöglichen.
30.November 2018: Schulreifeverordnung BGBl. II Nr. 300/2018
Vorschulklassen
Freitag, 01. Juli 2016 00:00Vorschulklassen
Keine Vorschulklassen mehr – so nicht!
Ganz Graz ist in diesem Schuljahr ohne Vorschulklasse, Steiermark weit gibt es insgesamt nur 4 Vorschulklassen. Eltern wurden von dieser extremen Situation völlig überrascht.
Zum Vergleich: Wien hat ca. 130 Vorschulklassen, aber nur ca. 50% mehr VolksschülerInnen.
Wie kommt das?
Seitens des Landesschulrats ist zu erfahren, dass es zu Beginn des Schuljahres nur sehr wenige bis gar keine Kinder mit der Feststellung „nicht schulreif“ gegeben hat.
Seitens der Schulleitungen ist zu hören, dass PflichtschulinspektorInnen unmissverständlich signalisierten, dass vor Schuleintritt des Kindes keine Feststellung der Schulreife erfolgen kann/soll/darf, sondern erst während des laufenden Unterrichtsjahres bei Überforderung des Kindes mit einem Wechsel in die Vorschulstufe zu reagieren sei.
Die Folge davon:
Fast alle schulpflichtigen Kinder starten im September als schulreif und werden in die erste Schulstufe aufgenommen. – für wen also Vorschulklassen, heißt es.
Nur schulpflichtige Kinder, die eine Entscheidung der Schulleitung auf „nicht schulreif“ vorweisen können, werden für die Bewilligung von Vorschulklassen gezählt.
siehe News: Vorschule als Angebot notwendig
Was aber verlangt das Gesetz
Die Absätze 2a,b,c des § 6 Schulpflichtgesetz scheinen in der Steiermark nicht ausreichend relevant.
(2a) Die Aufnahme der schulpflichtig gewordenen Kinder, die schulreif sind, hat in die erste Schulstufe zu erfolgen.
(2b) Schulreif ist ein Kind, wenn angenommen werden kann, daß es dem Unterricht in der ersten Schulstufe zu folgen vermag, ohne körperlich oder geistig überfordert zu werden.
(2d) Die Aufnahme der schulpflichtig gewordenen Kinder, die nicht schulreif sind, hat in die Vorschulstufe zu erfolgen.
Die Eltern haben einen Rechtsanspruch auf Überprüfung der Schulreife.
Der Absatz 2c des § 6 SchPflG spricht eine klare Sprache:
(2c) Ergeben sich anläßlich der Schülereinschreibung Gründe für die Annahme, daß das Kind die Schulreife nicht besitzt oder verlangen die Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten eine Überprüfung der Schulreife, hat der Schulleiter zu entscheiden, ob das Kind die Schulreife aufweist. ......... Die Entscheidung ist den Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten unverzüglich unter Angabe der Gründe und der Belehrung über die Widerspruchsmöglichkeit schriftlich bekanntzugeben. Gegen die Entscheidung ist ein Widerspruch an die zuständige Schulbehörde zulässig. Der Widerspruch ist schriftlich, telegraphisch oder mittels Telekopie innerhalb von zwei Wochen bei der Schule einzubringen und hat einen begründeten Widerspruchsantrag zu enthalten.
Die Schule ist verpflichtet, individuell zu entscheiden, ob ein Verfahren zur Feststellung der Schulreife einzuleiten ist. Die Eltern haben das Recht eine Überprüfung der Schulreife zu verlangen und diese ist durchzuführen.
In der Handreichung des Bundesministeriums für Bildung und Frauen „Übergang vom Kindergarten zur Volksschule, Schülereinschreibung und Schulreifefeststellung“,
die ausdrücklich als „Informationen für Schulleitungen“ gedacht ist, steht gleich eingangs zu lesen:
Sehr geehrte Frau Direktorin!
Sehr geehrter Herr Direktor!
Bei einem kindgerechten Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist es wichtig,
a) einerseits die Schulreife abzuklären und den Sprachstand in der deutschen Sprache zu erfassen,
b) andererseits zu erkennen, auf welcher bisher erfahrenen sprachlichen Förderung aufgebaut
werden kann und
c) zu planen, welche Förderungsmaßnahmen eingeleitet oder fortgeführt werden sollen.
Unter Berufung auf die Möglichkeit, während des Unterrichtsjahres den Wechsel des Kindes in die Vorschulstufe durchführen zu können, scheint in der Steiermark ein Gesetz, das ein individuelles Reagieren auf die Lernsituation der einzelnen Kinder ermöglicht, dafür „missbraucht“ zu werden, das bei der Einschreibung zwingend vorgesehene individuelle Vorgehen betreffend Feststellung der Schulreife einzuschränken. Die Feststellung der Schulreife nahezu generell nicht durchzuführen bzw. sich auf den Standpunkt zu stellen „im Zweifel schulreif, im Herbst schauen wir weiter“ ist nicht im Interesse der Kinder.
Wechsel der Schulstufe während des Unterrichtsjahres
§ 17 SchUG – Änderung ab 1.September 2016 in roter Schrift [.. ] * Änderung ab 1.9.2019: tritt außer Kraft - siehe EB September 2019
(5) Innerhalb der Grundstufe I der Volksschule und der nach dem Lehrplan der Volksschule geführten Sonderschule sowie weiters innerhalb der ersten drei Schulstufen der Allgemeinen Sonderschule Innerhalb der Vorschulstufe und der ersten drei Schulstufen der Volksschule und der Sonderschule sind die Schüler berechtigt, während des Unterrichtsjahres in die nächsthöhere oder nächstniedrigere Schulstufe zu wechseln, wenn dadurch der Lernsituation des Schülers eher entsprochen wird und eine Unter- oder Überforderung in körperlicher oder geistiger Hinsicht nicht zu befürchten ist. [ Ein Wechsel von Schulstufen während des Unterrichtsjahres ist nur in dem Ausmaß zulässig, als für den erstmaligen Abschluss der 3. Klasse nicht weniger als zwei und nicht mehr als vier Schuljahre benötigt werden. ] * Über den Wechsel von Schulstufen während des Unterrichtsjahres hat die Schulkonferenz auf Antrag der Erziehungsberechtigten oder des Klassenlehrers zu entscheiden. Diese Entscheidung ist den Erziehungsberechtigten unverzüglich unter Angabe der Gründe und einer Belehrung über die Widerspruchsmöglichkeit bekanntzugeben.
Die Einschreibung in Volksschulen steht kurz/ wieder bevor. Bitte informieren Sie die Eltern umfassend.
Haben Eltern Zweifel an der Schulreife des Kindes, so sollen sie von sich aus die Überprüfung der Schulreife verlangen. Die Schulleitung ist verpflichtet diese durchzuführen.
Verfahren zur Feststellung der Schulreife:
Der Schulleiter bzw. die Schulleiterin kann, wenn er bzw. sie dies für nötig erachtet,
ein schulärztliches Gutachten einholen und
die (nochmalige) Vorstellung des Kindes verlangen.
ein schulpsychologisches Gutachten empfehlen – dieses bedarf der Zustimmung der Eltern.
Eltern können auch „eigene Unterlagen“ beibringen, zB vom Kinderarzt, von den KindergartenpädagogInnen,.....
Diese Personen, die das Kind schon längere Zeit kennen, sollten auf jene Aspekte eingehen, die für das Vorliegen oder eben Fehlen von Schulreife relevant sind. Je besser das Kind beschrieben wird, umso eher fließen die Argumente in die Entscheidung ein.
Entscheiden muss die Schulleiterin bzw. der Schulleiter.
siehe Allgemeines zu Ermittlungsverfahren
Schulreif oder nicht?
Schulreife ist nicht wie die Körpergröße, Haarfarbe oder Alter eindeutig bestimmbar. Ob Kinder, wenn sie dem Unterricht der ersten Schulstufe zu folgen haben, überfordert sein werden, hängt häufig auch sehr stark davon ab, wie der Unterricht abläuft.
Das wissen auch Eltern!
Im Zweifel wollen die Eltern nicht das Experiment eingehen, ob ihr Kind dem Unterricht der ersten Schulstufe vielleicht doch zu folgen vermag ohne überfordert zu sein oder nicht.
Die nachträgliche „Korrektur“ durch den späteren Wechsel in die Vorschulstufe empfinden sie nicht als Vorteil.
Ein Kind, das nach Ansicht seiner Eltern, gestützt durch die Einschätzung von KindergartenpädagogInnen und anderen Fachkräften, die mit dem Kind zu tun haben, noch nicht reif für die Schule ist, ist von seinem Entwicklungsstand –so sehen das nicht nur laienhafte Eltern – einem Kindergartenkind näher als einem Schulkind. Es ist eben ein Vorschulkind und nach Beobachtung vieler Eltern in der Vorschulklasse bzw. im Kindergarten besser aufgehoben, als unter Schulkindern.
Dem System Schule ist es innerhalb von 10 Jahren offenbar nicht gelungen, die Eltern aber auch viele PädagogInnen davon zu überzeugen, dass die „neue Grundstufe“ mit ihrer neuen „Schuleingangsphase“ für jedes schulpflichtige Kind die beste Lösung ist.
Dies sollte zu einer ernsthaften Beschäftigung mit der Praxis der Umsetzung der zahlreichen theoretischen Ansätzen führen.
Einzelne, mehrere, viele „Leuchttürme“ zu haben und vorzuführen, die allerdings oft auch mit höheren Personalressourcen arbeiten können, welche flächendeckend niemals zur Verfügung gestellt würden, wird nicht reichen.
Wenn die „neue Schuleingangsphase“ hält bzw. halten kann, was sie verspricht, nämlich jedem schulpflichtigen Kind das Angebot zu bieten, das seinem Entwicklungsstand entspricht, werden Eltern dieses Angebot auch in Anspruch nehmen.
BIFIE Report 10 / 2013
Häuslicher Unterricht in der Schuleingangsphase Ausmaß – Motive der Eltern – Schulische Rahmenbedingungen
Behauptung bzw. Kritik des LVEV: Flucht in den häuslichen Unterricht, weil Vorschulklassen fehlen
BIFIE Report bestätigt.
Seite 40
Der Aussage, dass es keine Vorschulklasse in der eigenen Umgebung gäbe, wurde in der Steiermark als Grund für den häuslichen Unterricht signifikant öfter zugestimmt als in Tirol (χ²=10,261; p < 0,01). Dieses Antwortverhalten der Eltern hat eine reale Basis. In Tirol war 2010/11 der Anteil der Volksschulstandorte mit Vorschulklasse mit 11 % rund dreimal so hoch wie in der Steiermark, wo an etwas mehr als 3 % der Standorte eine Vorschulklasse geführt wurde.
(Anmerkung LVEV: Im Schuljahr 2016/17 weist die Schulstatistik für die Steiermark nur 2 Vorschulklassen auf, diese sind in der Region Südoststeiermark)
ZB Seite 29
Dass das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein von Vorschulklassen für die Eltern bei der Entscheidung für häuslichen Unterricht bedeutsam ist, zeigen auch die Elternbefragungen zum häuslichen Unterricht. Steirische Eltern mit Kindern in häuslichem Unterricht nennen besonders häufig (55 %) das Fehlen von Vorschulklassen in ihrer Umgebung als Grund für ihre Entscheidung das Kind zum häuslichen Unterricht anzumelden.
Behauptung bzw. Kritik des LVEV: geringe Umsetzung der gesetzlich vorgesehenen Feststellung der Schulreife
BIFIE Report zeigt:
ZB Seite 19
Demnach waren 2010/11 in Salzburg und Vorarlberg rund 20 % aller Schulneulinge der Vorschulstufe zugeordnet, während in den Bundesländern
Burgenland und Steiermark mit rd. 2 % besonders wenige Kinder auf der Vorschulstufe unterrichtet wurden.
ZB Seite 26
Dass in Oberösterreich, dem Bundesland mit dem geringsten Anteil an häuslichem Unterricht, der Anteil an Kindern auf der Vorschulstufe nur halb so groß ist wie im Land Vorarlberg, ..., lässt sich vermutlich auf unterschiedliche Vorgehensweisen in Hinblick auf den Wechsel der Schulstufe zurückführen.
Für den Einschulungsjahrgang 2006/07 kann nämlich gezeigt werden, dass in Oberösterreich im ersten Lernjahr 7,5 % aller Schulanfänger/innen von der ersten Schulstufe zurück auf die Vorschulstufe wechselten. Im zweiten und dritten Lernjahr wurden 1,8 % der Schulanfänger/innen zurückgestuft. Damit wies Oberösterreich 2006/07 österreichweit die höchste „Rückstufungsrate“ auf (vgl. Tabelle-A 7, S. 68). In Vorarlberg wurden dagegen beim Einschulungsjahrgang 2006/07 nur insgesamt 3,9 % der Kinder zurückgestuft.
Behauptung des LVEV: Eltern überlegen gewissenhaft
BIFIE Report belegt:
ZB Seite 38
Auch bei der Frage nach weiteren Eigenschaften des Kindes, die bei der Entscheidung für den häuslichen Unterricht eine Rolle gespielt haben, werden überwiegend die Defizite in motorischer (Fein- bzw. Grobmotorik), sprachlicher bzw. sozial-emotionaler Hinsicht (geringe Selbstsicherheit, Trennungsängste von der Mutter bzw. den Drillingsgeschwistern, große Sensibilität) oder Konzentrationsschwierigkeiten, teilweise auch gepaart mit einem hohen Aktivitätsniveau beschrieben.
ZB Seite 31
Auch das Alter der Kinder spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung der Eltern für den häuslichen Unterricht. Wie in Tabelle 9 sichtbar, haben in Kärnten und der Steiermark etwa drei Viertel, in Tirol rund 60 % der Kinder, die auf der Vorschulstufe zum häuslichen Unterricht angemeldet sind, in den Monaten Mai bis August Geburtstag. Dies zeigt, dass, je näher das Geburtsdatum des Kindes am Stichtag der Schulpflicht (1. September) liegt, desto stärker die Eltern offenbar dazu tendieren, ihr Kind zum häuslichen Unterricht auf der Vorschulstufe anzumelden.
ZB Seite 45 Informationsquellen
Der überwiegende Teil der Befragten (Kärnten: 85 %, Steiermark 88 %, Tirol: 91 %) gibt an, vor der endgültigen Entscheidung für den häuslichen Unterricht bei Personen außerhalb der Familie Informationen eingeholt oder Beratung in Anspruch genommen zu haben. Diese Eltern wurden in weiterer Folge gebeten anzugeben, welche Informationsquellen sie nutzten und wie hilfreich die Informationen bzw. Beratungen waren.
Wie aus Abbildung 13, S. 46, hervorgeht, haben die Eltern in allen Bundesländern am häufigsten die Kindergartenpädagogin/den Kindergartenpädagogen ihres Kindes um Rat bzw. Informationen gebeten. Am zweithäufigsten wurde in Kärnten und in der Steiermark in weiterer Folge die Leitung des Kindergartens kontaktiert. In Tirol ist die Leiterin/der Leiter der künftigen Volksschule die am zweithäufigsten kontaktierte Auskunftsperson. In der Rangordnung an dritter Stelle befindet sich in Tirol die Kindergartenleiterin/der Kindergartenleiter und in Kärnten und der Steiermark die Schulleitung der künftigen Schule. Auskunftspersonen beim Bezirksschulrat und die künftigen Lehrpersonen wurden in allen Bundesländern am wenigsten häufig zu Rate gezogen (jeweils rund 20 % der Eltern).siehe auch EB Jänner 2008: Flucht in den häuslichen Unterricht
Schulpflichtig aber Kindergarten
Samstag, 13. August 2016 00:00„Schulpflichtig“
aber noch ein weiteres Jahr Kindergarten?
Vorweg:
Der Besuch eines Kindergartens kann nicht zur Erfüllung der Schulpflicht herangezogen werden!
Am Zeitpunkt für den Beginn der Schulpflicht ist nicht zu rütteln, an der Art der Erfüllung schon.
NEU: Die Stichtagregel "vollendung des sechsten Lebensjahres vor dem 1. September" wurde durch eine Novelle des SchPflG im Rahmen des BRG 2017 für jene Kinder gelockert, die vor dem errechneten Geburtstermin geboren wurden. siehe hier
Ausgangslage:
Je nach Tag der Geburt <Änderung durch das BRG 2017 -siehe oberhalb> erhält das Kind den Status „Schulpflichtig“. Die Eltern bringen die Kinder zur Einschreibung und das Kind beginnt im Herbst mit der Schule. Laut Gesetz erfolgt die Aufnahme der Schulpflichtigen, die schulreif sind, in die erste Schulstufe. Die Aufnahme von Schulpflichtigen, die nicht schulreif sind, erfolgt in die Vorschulstufe.
Vorzeitige Aufnahme: noch nicht schulpflichtige Kinder können unter bestimmten Voraussetzungen "1 Jahr früher" mit der Schule beginnen. siehe hier
Immer öfter „entzieht“ sich die Schule der Feststellung der Schulreife. Schulpflicht wird mit Schulreife gleichgesetzt und die Kinder werden in die erste Schulstufe aufgenommen. Stellt sich dann im Laufe des Schuljahres heraus, dass ein Kind dem Lehrplan der ersten Schulstufe nur mit Überforderung folgen kann, wechselt das Kind im laufenden Unterrichtsjahr in die Vorschulstufe.
Wenn die Feststellung der Schulreife nicht vor Beginn des Schuljahres erfolgt, so ist das kein Vorteil für das Kind.
Für schulpflichtige nicht schulreife Kinder könnten Vorschulklassen eingerichtet werden.
Kinder könnten statt zu ihrem Schulstart eine Überforderung durch den Lehrplan der 1. Schulstufe zu erleben, anders starten und im Falle einer „doch Schulreife“ den Wechsel in den Lehrplan der 1. Schulstufe vollziehen.
Siehe dazu: Häuslicher Unterricht als Antwort auf fehlende Vorschulklassen.
Jedes Jahr stellt sich für etliche Eltern die Frage, wie Sie die Empfehlung, ihr Kind noch ein weiteres Jahr im Kindergarten zu lassen, realisieren können. Unzählige Falschinformationen dazu halten sich immer noch hartnäckig. SchulleiterInnen und auch KindergartenpädagogInnen tragen immer wieder zu einiger Verwirrung bei.
Welche Sachverhalte zu unterscheiden sind, welche rechtliche Basis herangezogen werden muss, soll nachstehende Zusammenschau zu klären helfen.
Schulpflicht:
Schulpflicht bedeutet, anders als das Wort suggeriert, nicht die Verpflichtung eine Schule zu besuchen, sondern an einem Unterricht teilzunehmen, der geeignet ist, die Vorgaben des jeweiligen Lehrplans – mindestens gleich gut, wie die Schule - zu erfüllen.
Stichtag-Regelung für den Beginn der „Schulpflicht“:
Nicht der Jahrgang sondern der Stichtag ist entscheidend!
Die allgemeine Schulpflicht beginnt mit dem auf die Vollendung des sechsten Lebensjahres folgenden 1. September.
Ausnahmeregelung durch Novelle des SchPflG im Rahmen des BRG 2017 siehe hier
Beispiel: (Bitte beachten Sie die mögliche Ausnahme für "Frühchen" -siehe vorige Zeile)
Für Kinder des Geburtsjahrgangs 2010, die im Jahr 2016 allesamt 6 Jahre alt werden, bedeutet das im Extremfall:
- - hat das Kind am 31. August 2016 (oder davor) das sechste Lebensjahr vollendet so ist es mit 1. September 2016 schulpflichtig,
- - hat das Kind nach dem 1. September 2016 Geburtstag ist es erst mit 1. September 2017 schulpflichtig.
Zu Beginn des Schuljahres im Herbst 2016 treffen somit regulär als Schulpflichtige aufeinander:
Kinder, die am 31.August 2016 ihr sechstes Lebensjahr vollendeten auf
Kinder, die am 1. September 2015 sechstes Lebensjahr vollendet hatten.
Im Extremfall kommt es gesetzlich vorgesehen zu 1 Jahr Altersunterschied bei den regulären SchulanfängerInnen. Im Alter von 6 Jahren ist 1 Jahr ein Sechstel der Lebenszeit.
seit 1. September 2017 gibt es für Kinder, die vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt gekommen sind eine Sonderregelung siehe hier
Schulpflichtig ≠ Schulreif
Der Gesetzgeber hat den SchulleiterInnen den Auftrag (=Verpflichtung!) erteilt, sich anlässlich der Einschreibung mit der Schulreife der Kinder zu befassen. - siehe Vorschulklassen: Recht auf Feststellung der Schulreife
Am Beginn der Schulpflicht ist nicht zu rütteln, an der Art der Erfüllung schon.
Erfüllung der Schulpflicht
Die Erfüllung der Schulpflicht kann (verkürzt formuliert) durch
den Besuch einer Schule oder
die Teilnahme an häuslichem Unterricht erfolgen.
geregelt ist dies im § 11 Abs. 1 u. 2 SchPflG
Neu seit 1. September 2019: ist der Absatz 2a, welcher besagt, dass Schülerinnen und Schüler mit "mangelnden Kenntnissen" der Unterrichtssprache jedenfallsf für die Dauer des Bedarfes einer besonderen Sprachförderungen in öffentlichen Schulen oder in mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen mit gesetzlich geregelter Schulartbezeichnung besuchen müssen. Eine ersatzweise durch andere Unterrichtsangebote wie zB häuslicher Unterricht Ableistung de Erfüllung der Schulpflicht da nicht gestattet.
§ 11 SchPflG siehe hier *
Bitte beachten Sie:
Der Besuch eines Kindergartens kann nicht zur Erfüllung der Schulpflicht herangezogen werden – wohl aber als Ergänzung zum häuslichen Unterricht. 6-jährigen schulpflichtigen Kindern ist es erlaubt, einen Kindergarten zu besuchen (siehe StKBBG § 3 ), unabhängig davon, ob sie eine Entscheidung auf „nicht schulreif“ vorweisen können (siehe Beitrag „Kinderbetreuung“). Dieser Kindergartenbesuch zählt schulrechtlich gesehen „nichts“.
Wesentlich für die Erfüllung der Schulpflicht sind ausschließlich jene regelmäßigen, verlässlichen Lern-Angebote, die geeignet sind, einen Unterricht gemäß Lehrplan der Volksschule sicherzustellen. Dieser Unterricht darf –siehe oben- häuslicher Unterricht sein.
Häuslicher Unterricht
Häuslicher Unterricht muss dem Unterricht an der Schule mindestens gleichwertig sein.
Die Eltern müssen nicht um die Erlaubnis zu häuslichem Unterricht „ansuchen“ (bitten). Sondern: Eltern müssen der Behörde (Landesschulrat Seit 1.9.2019 Bildungsdirektion)) die Teilnahme ihres Kindes an einem häuslichen Unterricht rechtzeitig „anzeigen“ (mitteilen).
Die Behörde trägt die Verantwortung dafür, dass alle schulpflichtigen Kinder auch tatsächlich den gesetzlich für sie vorgesehenen Unterricht erhalten.
Insbesondere ist seit 1. September 2019 ausreichende Kenntnis der Unterrichtssprache (Deutschkenntnisse) Voraussetzung.
Deshalb muss der Landesschulrat die Bildungsdirektion prüfen, ob mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die gesetzlich geforderte Gleichwertigkeit des Unterrichts zu erwarten ist. Kommt der Landesschulrat die Bildungsdirektion zur begründeten Ansicht, dass dies nicht der Fall sein wird, so wird die Teilnahme an einem solchen Unterricht untersagt.
Solange es keine Untersagung gibt, darf der häusliche Unterricht stattfinden!
Wichtig für eine „erfolgreiche“ Anzeige:
Termin der Anzeige:
§ 11 Abs.3 SchPflG:
Die Anzeige muss vor Beginn des Schuljahres erfolgen. .
Inhalt der Anzeige:
Als Grundlage für die Prüfung der Gleichwertigkeit des Unterrichts muss die Anzeige jedenfalls enthalten:
+ Informationen über den häuslichen Unterricht:
- Unterrichtszeit: Wann findet der Unterricht statt? - Es muss keinStundenplan erstellt werden!
- Unterrichtende: Welche Person(en) werden Unterricht erteilen? Welche Vorbildung haben sie? (Die Personen müssen weder LehrerInnen noch sonst wie einschlägig ausgebildet sein)
+ Entscheidung der Schulleitung über die Schulreife NEU "Erweiterung der Bereiche für Schulreife"
- Es muss bekannt sein, welcher Lehrplan zur Anwendung kommen wird: Lehrplan für die Vorschulstufe oder für die 1. Schulstufe
Es ist keinesfalls erforderlich, bei der Schülereinschreibung im Jänner das Thema „häuslicher Unterricht“ zu diskutieren. Die Schülereinschreibung sollten Eltern vielmehr dazu nützen, die Schulleitung auf ihre Bedenken hinsichtlich Schulreife anzusprechen und die Feststellung der Schulreife zu verlangen.
ACHTUNG: Schülerinnen und Schüler mit "mangelnden Kenntnissen" der Unterrichtssprache müssen jedenfallsf ür die Dauer des Bedarfes einer besonderen Sprachförderungen in öffentlichen Schulen oder in mit dem Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen mit gesetzlich geregelter Schulartbezeichnung besuchen müssen. siehe obenstehend "Erfüllung der Schulpflicht"
siehe auch: Erfolgsnachweis