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Schwachstelle "Individualisierung"

Sowohl in der Grundschule als auch in der Neuen Mittelschule wird Heterogenität als erwünschte Grundlage für einen Unterricht gesehen, der Chancengerechtigkeit gewährleisten soll. Doch verschiedene Befunde deuten darauf hin, dass dies nicht ganz gelingt -es sei denn, man erachtet es als gerecht, dass alle (nur) nahe am Durchschnitt sind.

Zwei häufige und wesentliche Klagen von Eltern sind:

1. Kinder mit größerer Leistungsfähigkeit werden nicht entsprechend gefördert und es kommt zu einer Nivellierung auf niedrigem Niveau.

2. Eltern müssen mit ihren Kindern lernen, wenn sie entsprechende Leistungen wollen.

Quasi bestätigt werden diese Beobachtungen durch Analysen der Ergebnisse von PIRLS und TIMMS. Im Februar 2016 erschien im Leykam-Verlag ein Österreichischer Expertenbericht (Oktober 2015) bei dem vorrangig die Ergebnisse von PIRLS und TIMMS 2011 herangezogen wurden (von den 20 beteiligten EU-Ländern haben 17 für beide Studien dieselben Schüler/innen getestet).

„Die Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften am Ende der Volksschule“.

Im ersten Beitrag, der sich mit Mttelwerten und Streuungen beschäftigt, sowie eine Erklärung der Leistungsvarianz anbietet, erfährt man:

1.

Österreich fällt im Ländervergleich in Lesen und Mathematik mit relativ homogenen Leistungen auf. Der Abstand zwischen den schwächsten und besten Kindern (5. bis 95. Perzentil) beträgt 209 Punkte (Lesen) bzw. 204 Punkte (Mathematik). Nur ganz wenigen Ländern sind die Schülerleistungen noch homogener, allerdings mit einem signifikant höheren Mittelwert.

Zur Illustration die Leistungen der Viertklässler in Mathematik aus Nordirland:

Neben einem höheren Mittelwert ist das 75. Perzentil für Nordirland (622 Punkte) höher als das 95. Perzentil für Österreich (606 Punkte). Das heißt: Jener Leistungswert, den in Österreich nur mehr jedes 20. Kind erreicht bzw. überschreitet, wird in Nordirland von zumindest jedem 4. Kind erzielt.

Österreichs Unterricht führt zwar zu relativ homogenen Leistungen, allerdings auf ziemlich niedrigen Niveau

2.

Mit Hilfe eines Mehrebenenmodells wurde für Österreich der Anteil der drei Ebenen: individuelle Voraussetzung der Schüler/innen, Einflüsse auf Klassenebene, Einflüsse auf Schulebene an der der gesamten Leistungsvarianz in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften analysiert. Ergebnis:

Der Einfluss der Klasse bzw. Schule auf die Leistungsvarianz ist gering. Der Anteil, der durch individuelle Unterschiede zwischen den Schülern und Schülerinnen erklärt wird, beträgt in Lesen 87%, Mathematik 82,5%, in Naturwissenschaften 84,2%.

Siehe: Ehrgeiz und Leistungswille gelten fast schon als Charakterfehler

Siehe: Die Schulpolitik fokussiert auf den Durchschnitt – und auf die schwächeren Schüler.

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  • Schwachstelle "Individualisierung"

    Montag, 22. August 2016 00:00

    Schwachstelle "Individualisierung"

    Sowohl in der Grundschule als auch in der Neuen Mittelschule wird Heterogenität als erwünschte Grundlage für einen Unterricht gesehen, der Chancengerechtigkeit gewährleisten soll. Doch verschiedene Befunde deuten darauf hin, dass dies nicht ganz gelingt -es sei denn, man erachtet es als gerecht, dass alle (nur) nahe am Durchschnitt sind.

    Zwei häufige und wesentliche Klagen von Eltern sind:

    1. Kinder mit größerer Leistungsfähigkeit werden nicht entsprechend gefördert und es kommt zu einer Nivellierung auf niedrigem Niveau.

    2. Eltern müssen mit ihren Kindern lernen, wenn sie entsprechende Leistungen wollen.

    Quasi bestätigt werden diese Beobachtungen durch Analysen der Ergebnisse von PIRLS und TIMMS. Im Februar 2016 erschien im Leykam-Verlag ein Österreichischer Expertenbericht (Oktober 2015) bei dem vorrangig die Ergebnisse von PIRLS und TIMMS 2011 herangezogen wurden (von den 20 beteiligten EU-Ländern haben 17 für beide Studien dieselben Schüler/innen getestet).

    „Die Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften am Ende der Volksschule“.

    Im ersten Beitrag, der sich mit Mttelwerten und Streuungen beschäftigt, sowie eine Erklärung der Leistungsvarianz anbietet, erfährt man:

    1.

    Österreich fällt im Ländervergleich in Lesen und Mathematik mit relativ homogenen Leistungen auf. Der Abstand zwischen den schwächsten und besten Kindern (5. bis 95. Perzentil) beträgt 209 Punkte (Lesen) bzw. 204 Punkte (Mathematik). Nur ganz wenigen Ländern sind die Schülerleistungen noch homogener, allerdings mit einem signifikant höheren Mittelwert.

    Zur Illustration die Leistungen der Viertklässler in Mathematik aus Nordirland:

    Neben einem höheren Mittelwert ist das 75. Perzentil für Nordirland (622 Punkte) höher als das 95. Perzentil für Österreich (606 Punkte). Das heißt: Jener Leistungswert, den in Österreich nur mehr jedes 20. Kind erreicht bzw. überschreitet, wird in Nordirland von zumindest jedem 4. Kind erzielt.

    Österreichs Unterricht führt zwar zu relativ homogenen Leistungen, allerdings auf ziemlich niedrigen Niveau

    2.

    Mit Hilfe eines Mehrebenenmodells wurde für Österreich der Anteil der drei Ebenen: individuelle Voraussetzung der Schüler/innen, Einflüsse auf Klassenebene, Einflüsse auf Schulebene an der der gesamten Leistungsvarianz in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften analysiert. Ergebnis:

    Der Einfluss der Klasse bzw. Schule auf die Leistungsvarianz ist gering. Der Anteil, der durch individuelle Unterschiede zwischen den Schülern und Schülerinnen erklärt wird, beträgt in Lesen 87%, Mathematik 82,5%, in Naturwissenschaften 84,2%.

    Siehe: Ehrgeiz und Leistungswille gelten fast schon als Charakterfehler

    Siehe: Die Schulpolitik fokussiert auf den Durchschnitt – und auf die schwächeren Schüler.

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