Zu viel Phantasterei?
"Charakteristisch für die Schulentwicklung ist das periodische Auftreten von mit hohen Erwartungen verbundenen Ideen, die in der pädagogischen Welt jeweils starke Resonanz und beeindruckende Bewegungen auslösen, aber nach einer gewissen Zeit euphorischer Hochstimmung allmählich wiederum verblassen.1 (S.11)
Die Geschichte der Idee des „entdeckenden Lernens“ ist ein exemplarischer Fall der Entstehung und Verbreitung eines spekulativen Verfahrensschemas, das auf Grund seiner bestechenden Plausibilität von hohen Erwartungen erfüllte Anhänger in weiten pädagogischen Kreisen fand.1 (S.33)
Das Schema berücksichtigt nicht, dass
die in der Schule vermittelten Grundkenntnisse der verschiedenen Fächer im allgemeinen auch über längere Zeitträume hinweg weitgehend aktuell bleiben und
für das entdeckende, kreative Denken gerade Wissensgrundlagen von ausschlaggebender Bedeutung sind.1 (S.35)
Hattie plädiert für die Normalform eines von der Lehrperson vorbereiteten, strukturierten und realisierten Unterrichts. Der Lehrer und die Lehrerin wird nicht in die Rolle eines konstruktivistischen Beobachters versetzt, für den bekanntlich schon Maria Montessori ziemlich erfolglos plädiert hatte; die Lehrperson darf und soll agieren, wobei für ihn oder für sie als Qualitätsannahme gilt, dass er oder sie „with the eyes of the students“ wahrnehmen kann (Hattie 2009, S. 238) und mit seinem Unterricht ihrem Lernen dienlich ist. Das ist nicht einfach dann der Fall, wenn man „selbstorganisiert“ lernt.2
1 ZSE Forschungsbericht 27
2 Möglichkeiten und Grenzen selbstregulierten Lernens in der Schule, Jürgen Oelkers